Wiesntische überteuert weiterverkaufen? LG München sagt „Nein!“
Sie waren vermutlich schon einmal auf dem Münchner Oktoberfest („Wiesn“). In den letzten zwei Jahrzehnten ist es immer schwerer geworden, in einem der Festzelte einen Tisch zu ergattern. Jedenfalls ab dem frühen Abend oder bei Regenwetter.
Eine Eventagentur aus Sachsen dachte sich nun: „Warum nicht ein Geschäftsmodell draus machen und Tischreservierungen weiterverkaufen?“. Kurzerhand bot sie völlig überteuerte Tischreservierungen für bis zu 3.299 € statt 400 € pro Tisch an. 😲
Klage auf Unterlassung
Die Wirtinnen des Wiesn-Zelts „Ochsenbraterei“ wollten sich das nicht gefallen lassen. Sie sahen eine Gefahr, dass künftig die Preise durch solche Plattformen explodieren könnten. Sie haben daher die Eventagentur u. a. auf Unterlassung verklagt.
Das Urteil des LG München I
Das LG München I (Az.: 3 HK O 5593/20) hat der Klage stattgegeben und die Agentur wie beantragt zur Unterlassung verurteilt (siehe die Pressemitteilung des LG München I).
Das Argument des Gerichts: die Agentur kann ihren Kunden keine Reservierung im Zelt als „Anspruch auf einen Tisch“ verkaufen. Denn die – wirksamen – AGB der Wirte verbieten es, Tischreservierungen an kommerzielle „Reseller“ abzugeben.
Die Folge: das Angebot war irreführend und wettbewerbswidrig (vgl. § 5 I 2 Nr. 1 UWG). Denn wer eine Tischreservierung verkauft, verspricht damit ja implizit, dass man den Tisch garantiert bekommt. Sie möchten ja auch nicht ein Auto kaufen und dann feststellen: „Uups, der Verkäufer war zum Weiterverkauf gar nicht befugt.“

Ist das Urteil endgültig?
Die Urteilsgründe sind aktuell noch nicht veröffentlicht, zudem ist das Urteil nicht rechtskräftig. Die Agentur könnte also noch Berufung einlegen. Ich glaube aber nicht, dass das OLG München (also die nächsthöhere Instanz) den Fall anders entscheiden würde.
Hätte es die Agentur besser machen können?
Wie hätte es die Agentur nun richtig (rechtswirksam) machen können? Wirksam wäre ggfls. der Verkauf eines „Gesamtpakets“ aus Oktoberfestbesuch und „optionalem Tisch“ im Zelt gewesen. Nur wer würde das kaufen? Noch dazu zu dem Preis?
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