Sind „Legal Awards“ für Anwälte glaubwürdig oder wertloser Fake?
Zahleiche „Legal Awards“ für Anwälte schwappen derzeit von Großbritannien nach Deutschland über. Die meisten davon sind aber keineswegs seriös, sondern schlichtweg Fake und nicht glaubwürdig. die Vergabe der Awards erfolgt nicht aufgrund eines objektiven und nachvollziehbaren Auswahlverfahrens, welches die Leistung/Qualität des „Gewinners“ ernsthaft beurteilt. Vielmehr erfolgt die Vergabe der Gewinne entweder kostenlos mit dem Ziel, anschließend Geld mit der Online-Veröffentlichung der Auszeichnung zu machen oder gleich gegen Bezahlung einer Pauschale.
Zuerst mal ein kleines Beispiel, wie eine mögliche Gewinner-Nachricht des „Finance Monthly“ Magazins aussieht:
Solche „Auszeichnungen“ platzieren dann Anwälte bzw. Patentanwälte stolz auf ihrer Website unter der Rubrik „Auszeichnungen“, so die Kollegen der Patentanwaltskanzlei Roche | von Westernhagen | Ehresmann. Andere wie Cliffeagle LLP werben damit großspurig auf Facebook und vermitteln den Eindruck, als wäre der Gewinn des Awards harte Arbeit gewesen. Auch für die Award-Anbieter bietet sich ein finanzieller Reiz: Sie wollen natürlich Kohle machen. So kommt man gegen Zahlung eines Betrags zwischen 100 und 300 GBP in den Genuss, dass der Award-Anbieter den Gewinner auf seiner Website publiziert, was dann angeblich Millionen von Menschen erreicht.
Nun müsst Ihr wissen, dass ich jedem meiner Kollegen den größtmöglichen Erfolg wünsche und dass ich mich freue, wenn ein Kollege einen Award gewinnt. Der Spaß hört bei mir aber dann auf, wenn Kollegen mit solchen Fake-Awards wie dem eingangs erwähnten „Finance Monthly“ werben. Denn dadurch machen sie meinen Berufsstand lächerlich und spiegeln dem potentiellen Kunden gleichzeitig vor, dass sie den Award für gute Leistungen nach einem ernstzunehmenden Auswahlverfahren erhalten haben. Die Tatsache, dass der genannte Award die Gewinner anhand eines objektiven Auswahlverfahrens ausgewertet und dadurch die Firmen mit den „nachweislich“ besten Ergebnissen ermittelt hat, ist aber schlichtweg erstunken und erlogen.
Hierzu zwei Beispiele:
Fake: Legal Award für nigerianische Kanzlei für Filmfinanzierungsrecht
Beim ersten Beispiel weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll: Mitte 2018 ist die Betreiberin des „Finance Monthly“ Awards einem Streich aufgesessen. Sie hat laut einem Beitrag des rollonfriday.com Magazins einen Award an eine nie existierende Kanzlei vergeben, die sich nach eigener Angabe auf „nigerianisches Filmfinanzierungsrecht“ spezialisiert hat. Die „Bewerbung“ der fiktiven Kanzlei war auf ein grottenschlechtes Logo gestützt, das eigentlich schon die Alarmglocken läuten lässt (muss man gesehen haben, s. Link oben). Fake.
Fake: Legal Award für zypriotischen Wassertaxibetreiber
Ein weiteres Beispiel der Wertlosigkeit dieses „Finance Monthly“ Awards ist der Umstand, dass ein Journalist des Online Magazins rollonfriday.com beim eben genannten Award-Unternehmen angegeben hatte, er sei ein zypriotischer Wassertaxibetreiber (‚Andreus & Papadopulous Waterzoom‘). Auch er erhielt schnurstracks darauf einen „Game Changer“ Award. Auch hier das gleiche Spiel wie im vorhergenannten Beispiel: Waterzoom gib es nicht! Daher wieder: Fake.
Welche Folgen haben solche Fake-Awards?
Das Ansehen der Anwaltschaft genießt laut Umfragen in Deutschland nur noch ein mittelmäßiges Ansehen (Feuerwehrmänner und Ärzte sind bekanntlich die Favoriten). Zusätzlich sinken die Imagewerte von Anwälten stetig. Ein Grund dafür dürfte ein mangelnder Berufsethos einzelner Berufsvertreter sein. Die Werbung mit den genannten wertlosen Awards ist ein exemplarisches Beispiel hierfür. Anwälte tun also gut daran, seriös zu werben. Auch wenn die berufsrechtlichen Einschränkungen der Werbemöglichkeiten nach und nach gelockert werden, gelten für uns Anwälte dennoch andere Regeln als für Onlineshops, Fitnessstudios oder Versicherungsvertreter.
Gibt es denn seriöse Awards?
Um es mal so zu sagen: Nicht alle Awards sind böse. Man findet auch Anbieter seriöser Auszeichnungen, wie z. B. Best Lawyers, Lexpert, Superlawyers im internationalen Bereich und JUVE-Awards, Deutschlands beste Anwälte (Handelsblatt) sowie Deutschlands Top-Anwälte (Focus). Zwar werden auch die letztgenannten Awards nach meiner Kenntnis vor allem über Empfehlungen durch Kollegen vergeben. Je besser also ein Anwalt vernetzt ist, desto größer seine Chancen auf eine Auszeichnung. Immerhin gewinnt hier aber nicht die fiktive Anwaltskanzlei, die sich auf hawaiianisches Ukulele-Recht spezialisiert hat.
Fazit
Zahlreiche „Legal Awards“, mit denen sich hierzulande mehr und mehr Anwälte schmücken (genauer gesagt: ihre Websites und Social Media Kanäle) sind nichts weiter als Fake und Bullshit. Hierzu gehört z. B. „Finance Monthly“. Der potentielle Mandant sollte sich die Frage stellen, ob er bei einer Kanzlei gut beraten ist, die mit derartigen Awards wirbt.
Update
Jetzt habe ich es doch glatt selbst geschafft, für den Award nominiert zu werden. Wie Sie sich vorstellen können, war es jahrelange „harte Arbeit“. Darauf bin ich natürlich unendlich „stolz“ 😉
Beitragsfoto: StarShopping2
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